Die notwendigen Unterlagen wurden am 31. März 2021 an das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung übersandt. In einem nächsten Schritt entscheidet sich nun, ob der Freistaat die Meißner Bewerbung für die sächsische Kandidatenliste, die sogenannte Tentativliste, nominiert.
Bereits 2012 hatte Meißen sich um den Titel beworben, damals noch ohne Erfolg. „Ich freue mich, dass wir diesmal mit einer hochkarätigen, thematisch sehr fokussierten Bewerbung und mit drei für Meißen so wichtigen und prägenden Partnern ins Rennen gehen“, so Oberbürgermeister Olaf Raschke.
Unter dem Titel „Die Stätten des Meissener Porzellans“ beschreibt die Bewerbung die herausragende Rolle der Meissener Porzellanmanufaktur und ihren Einfluss auf die europäische Porzellanherstellung. „Als erste und älteste ihrer Art in Europa hat sie die technologischen und gestalterischen Maßstäbe für alle nachfolgenden Porzellanmanufakturen gesetzt“, so Manufaktur-Geschäftsführer Dr. Tillmann Blaschke.
Neben Aspekten der Technologie und Fertigung beleuchtet die Bewerbung, wie die Manufaktur seit ihrer Gründung trotz konkurrierender Manufakturen seit über 300 Jahren die europäische Porzellankunst und –kultur nachhaltig beeinflusst.
„Die Meissener Porzellanmanufaktur wurde im späten Barock zum „Trendsetter“ für die gesamte Tisch- und Tafelkultur in Europa“, erklärt Anja Hell, Geschäftsführerin der Meissen Porzellan-Stiftung. Mit Porzellan gedeckte Tafeln wurden zum Standard.
Die „Stätten des Meissener Porzellans“ setzen sich aus zwei baulichen Zeugnissen zusammen: die Albrechtsburg, in der 1710 die erste Porzellanmanufaktur Europas gegründet wurde und die 1861 bis 1865 eigens für die Porzellanherstellung errichtete, neue Manufaktur in Meißen-Triebischtal. Hier wurde die industrielle Produktion etabliert und trotz fortschreitender Modernisierung auch weiterhin die traditionelle Handwerkskunst betrieben. „Die Bedeutung dieser beiden Stätten für Europa ist vergleichbar mit der herausragenden Bedeutung der Zentren der Porzellanherstellung in Jingdezhen für China und Arita für Japan“, betont Dr. André Thieme, Bereichsleiter Museen der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten gGmbH.
Durch das UNESCO-Welterbe Siegel würde der kulturelle Rang der historischen Stätten nochmals deutlich unterstrichen, so die Hoffnung aller Partner. Die Erfahrung aus anderen Welterberegionen zeigen, dass der Titel deren touristische und kulturelle Attraktivität noch einmal erheblich steigert.
Begleitet und unterstützt hat das Bewerbungsverfahren eine hochkarätige Expertenrunde sowie die Referentin für Welterbe im Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen, welche frühzeitig in den Bewerbungsprozess eingebunden wurde.
Und so geht es weiter: Im Sommer 2021 benennt der Freistaat die sächsischen Kandidaten, die dann im Herbst für das bundesdeutsche Auswahlverfahren eingereicht werden. Dann heißt es warten, denn erst im Januar 2024 wird die neue bundesweite Tentativliste stehen, die festlegt, welche deutschen Bewerber ins UNESCO-Auswahlverfahren starten dürfen.