„Schönheiten der Natur in den lustigen Gegenden von Meißen“

Die Stadt und ihre Umgebung in historischen Ansichten

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„Natürlich schön“ lautet das Motto 2024 in Meißen. Und lange muss man nicht suchen, um hier allerorten natürliche Schönheit zu finden, ob malerische Terrassenweinberge, bewaldete Hänge, majestätische Granitfelsen oder prächtige Blickbeziehungen von der Burg ins Elbtal. Kein Wunder also, dass die Stadt zu allen Zeiten Inspiration für die darstellenden Künste bot.

Ab dem 23. März zeigt das Stadtmuseum nun einige besonders seltene, schöne und außergewöhnliche Ansichten von Meißen und seiner lieblichen Umgebung.

Hinaus in die Natur - Perspektivwechsel vom Stadt- zum Landschaftsbild

Erstmals wurde Meißen 1558 vom Fürstenschullehrer, Geografen und Humanisten Hiob Magdeburg (1518-1595) bildlich dargestellt. Damit hat die älteste Stadt Sachsens ebenso wie Leipzig und Dresden auch eine der ältesten Stadtansichten Sachsens aufzuweisen. Solche Ansichten rückten zunächst weniger die landschaftliche Schönheit in den Blickpunkt, sondern sollten damals vor allem die Stadt in ihrer Funktionalität mit ihrem baulichen „Inventar“, wie Kirchen, Rathaus, Stadtmauer und Wirtschafts- und Verkehrsanlagen, mit ihren Mühlen, Wegen, Häfen und Brücken zeigen. Schließlich waren topografische Karten und Satellitenaufnahmen zu jener Zeit noch unbekannt.

Diese zweckmäßige Herangehensweise änderte sich nach und nach. Seit dem Ende des 17. Jh. entwickelte sich die realistische deutsche Landschaftsmalerei weiter. Künstlerinnen und Künstler der Porzellanmanufaktur schlossen sich im 18. Jahrhundert in ihrem freien Schaffen dieser Strömung recht schnell an. Sie besuchten Meißens Umgebung und schufen davon die ersten Landschaftsdarstellungen. Meißens Stadtansichten wurden damit mehr oder weniger Bestandteil der Landschaft. Meißner Porzellanmaler wie Carl Gottlob Ehrlich (1755-1799) und Johann Friedrich Nagel (1765-1825) schufen um die Jahrhundertwende beeindruckende Landschafts- aber auch Ereignisbilder von Meißen und seiner Umgebung.

Erster Reiseführer entlang der Elbe

Etwa um diese Zeit trat der Meißner Porzellanmaler Carl Christoph Thiele (1715-1796) als Autor und Verleger auf: „Schönheiten der Natur in den lustigen Gegenden von Meißen bis Dresden“ nannte er sein 1769 erstmals erschienenes Büchlein. Zehn Kupferstiche zeigen die landschaftlichen Schönheiten von Meißen bis Dresden-Briesnitz und Kaditz. Zu den Bildern dichtete Thiele schwärmerische Verse „bey der Betrachtung der natürlichen Schönheiten“. Das 124seitige Werk darf heute wohl als der erste Reiseführer entlang der Elbe gelten und ist gleichzeitig einer der wenigen gereimten Reiseführer überhaupt. Damit kurbelte die außergewöhnliche Schrift auch dem Fremdenverkehr nach Meißen und Umgebung weiter an. Der war durch die teils internationalen Besucher der Porzellanmanufaktur bereits in vollem Gange.

Ludwig Richters romantischer Blick auf Meißen

Eher sachlich im Ton ist dagegen ein weiterer Reiseführer, der einige Jahrzehnte später erschien: Paul Reinhards Büchlein „Die Stadt Meißen, ihre Merkwürdigkeiten und malerische Umgebung“. Dafür hatte das Werk aus dem Jahr 1829 prominente Illustratoren vorzuweisen, nämlich keine Geringeren als  Ludwig Richter und seinen Vater Carl August.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts kam wieder eine neue Sicht auf die Stadt in Mode: Nun stellten Stadtbilder auch einzelne innerstädtische Situationen, konkrete Straßen und Plätze dar. Im Falle Meißens überwog aber weiterhin die Darstellung der in die Landschaft eingebetteten Stadt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich die Künstlerinnen und Künstler dafür nach und nach reizvolle Blickpunkte aus sieben Richtungen erschlossen (Beispiele?)

Die liebevoll kuratierte Sonderausstellung „Schönheiten der Natur in den lustigen Gegenden von Meißen“ zeigt bis zum 3. November eine Auswahl ihres Schaffens und macht direkt Lust den Rucksack für den nächsten Ausflug zu packen. Kunst- und Naturfreunde entdecken in der Schau Meißen und seine nähere und weiter entfernte Umgebung auf Gemälden, in der Porzellanmalerei, der Grafik und Buchkunst sowie auf kunsthandwerklichen Sachzeugen aus Keramik und Zinn vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher die „lustigen Gegenden von Meißen“ in zwei historischen Filmen von 1929 und 1956 in bewegten Bildern erleben.

Die Exponate aus dem Bestand des Stadtmuseums werden durch Leihgaben aus der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Meissen-Porzellan-Stiftung GmbH, der Albrechtsburg dem Stadtarchiv Meißen und privaten Leihgebern ergänzt.

Am Mittwoch, den 27. März, 17 Uhr findet die erste Führung durch die Sonderausstellung statt.

Besuchsadresse: Stadtmuseum Meißen, Heinrichsplatz 3, 01662 Meißen
23. März bis 3. November 2024 (auch Oster- und Pfingstmontag)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Eintrittspreise: Normal: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro, Familien: 10 Euro, Kinder bis 7 Jahre: freier Eintritt
Zuschlag bei Führungen: 2 Euro

Das Stadtmuseum ist teilweise barrierefrei zugänglich.

Kontakt:
03521-4671935
stadtmuseum@stadt-meissen.de
instagram.com/stadtmuseum-meissen